Die Chronik der Falkenlegion 2: Das Licht schwindet (Stefan Burbans DIE CHRONIK 6) (German Edition) by Burban Stefan

Die Chronik der Falkenlegion 2: Das Licht schwindet (Stefan Burbans DIE CHRONIK 6) (German Edition) by Burban Stefan

Autor:Burban, Stefan [Burban, Stefan ]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783864028519
Herausgeber: Atlantis Verlag Guido Latz
veröffentlicht: 2022-06-20T00:00:00+00:00


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Ingwald taumelte durch den dichten Nebel, der sich ringsherum auftürmte. Der Legionär konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Seit dem letzten Gefecht hatte er jeglichen Kontakt zu den Mitgliedern der Blutroten Faust verloren. Er war allein. Es war schwer für ihn, nicht in Panik auszubrechen.

Nur mit Mühe bezwang er das ungute Gefühl in der Magengegend. Am liebsten hätte er lauthals nach seinen Freunden gerufen. Das wäre jedoch das Dümmste gewesen, was er hätte tun können. Der Feind lauerte immer noch inmitten dieser Wildnis. Ihn auf seine Person aufmerksam zu machen, wäre der schnellste Weg ins Jenseits. Ingwald musste alleine klarkommen.

Unvermittelt blieb er stehen. Voraus erkannte er etwas in den Schwaden. Es glänzte. Hoffnung kam in dem Soldaten hoch. Es wirkte wie die Rüstung eines Legionärs. Selbst falls es sich auch nur um einen Nachzügler handelte, der von der Haupttruppe getrennt worden war, stellte der Fund einen Glücksfall dar. Alles war besser, als allein durch diese surreale Umgebung zu irren.

Ingwald blieb vorsichtig. Er packte sein Schwert fester und schritt lautlos auf das Glitzern zu. Schon bald kristallisierte sich heraus, dass dieses Funkeln tatsächlich von einer Gestalt ausging: einem Menschen in einer Rüstung, wie Falkenlegionäre sie trugen. Ingwald atmete erleichtert auf.

Der Legionär hatte ihm den Rücken zugedreht. Ingwald legte diesem beruhigend die Hand auf die Schulter. »Du ahnst ja gar nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen, Bruder.« Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.

Der andere Legionär sagte kein Wort. Ingwalds Finger streiften dessen Haut. Sie besaß die Konsistenz von altem Pergament. Darüber hinaus fühlte sie sich kalt und klamm an.

Ingwald schreckte zurück. Der Legionär drehte sich langsam zu ihm um. Ingwalds Kinnlade klappte herunter. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie etwas derartig Furchtbares gesehen. Der Mann gehörte eindeutig der Blutroten Faust an. Ingwald kannte ihn gut. Der arme Kerl war aber nicht mehr am Leben. Das Maul in stummer Qual immer noch weit aufgerissen, starrte der lebende Leichnam seinen ehemaligen Kameraden aus milchig weißen Pupillen an. Und obwohl der Legionär tot war, schimmerte so etwas wie bösartige Intelligenz aus dessen Antlitz. Fast als würde sich der Mann daran erinnern, wie es sich anfühlte, lebendig zu sein, und die Menschen für diese Erinnerung hassen.

Ingwald wich vor dem Leichnam zwei Schritte zurück. Seine Klinge flog förmlich aus der Scheide und landete in seiner Hand. Der Krieger wollte mit einem gewaltigen Hieb ausholen und den ehemaligen Waffenbruder von dessen Leid erlösen.

In diesem Augenblick erkannte er, dass sie nicht länger allein waren. Weitere Gestalten schälten sich aus den dichten Nebelschwaden. Es waren insgesamt sechs und sie alle trugen den Brustpanzer der Falkenlegion.

Für wenige Sekunden starrten sie Ingwald einfach nur aus ihren leblosen Augen an. Dann griffen sie mit einer Schnelligkeit an, die den Legionär gänzlich überraschte. Sie fielen bar jeden Mitleids über diesen her. Ingwalds Schrei konnte man kilometerweit hören, aber niemand nahm Notiz davon. Niemand außer den Toten.



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